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Fundstück aus den 50-ziger Jahren

Die zum Kirchenkreise Hoyerswerda O/L gehörige Dorfgemeinde Bernsdorf O/L erreicht man in etwa einer Viertelstunde von der Bahnstation Straßgräbchen aus, die an der von Bischofswerda über Kamenz nach Senftenberg - Cottbus führenden Bahn liegt. Der Ort zählt rund 6600 Einwohner, von denen 5000 evangelisch sind, und unter diesen befinden sich 700 Umsiedler. Er besitzt Kirche, Friedhof und Pfarrhaus. Seid 1.August 1945 amtiert dort Pfarrer Herrmann Alte. Bernsdorf gehörte bis 1825 zum Pfarramt Großgrabe, dem nächstgelegenen Pfarrort im früheren Königreich Sachsen, es kam dann zum Pfarramt Hohenbocka, bei dem es bis 1876 verblieb. Erst seit 1842 führt die Kirchgemeinde Bernsdorf eigne Kirchenbücher. Im gleichen Jahre wurde die aus einem großen Zollgebäude hergerichtete alte Kircheeingeweiht. Bernsdorf war viele Jahre Zollgrenzstation gewesen. Am 31.Mai 1876 wurde es eigenes Vikariat und am 1.Oktober 1891 selbständige Parochie. Von dieser Zeit ab bis heute ist Bernsdorf von 7 Pfarrern betreut wurden. Die neue Kirchewurde 1905 erbaut. Der Entwurf der 1905 erbauten Kirchestammt von dem Architekten Hermann Pipo aus Zittau. Die Grundsteinlegung erfolgte in feierlicher Form am 17.Juli 1904, die Einweihung am Sonntag Exaudi, dem 4.Juni 1905, in Anwesenheit des Herrn Generalsuperintendenten Nottebohm, der die Weiherede hielt und den Weiheakt vollzog. Die Kircheumfaßt 600 Sitzplätze. In den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit ist sie unversehrt erhalten geblieben, nur die Orgel hat leider Beschädigungen erlitten. Nach dem ersten Weltkrieg wurden als Ersatz für die abgegebenen Glocken auf Grund einer Anzeige im „Pfarrerblatt“ von der Evangelischen Kirchengemeinde Bochum – Weitmar 2 Bronzeglocken angekauft, die eine aus dem 14.Jahrhundert stammend mit einem Gewicht von 500 Kilo und 0,97 m Durchmesser, die andere, 1687 gegossen, 250 Kilo schwer und 0,97 m Durchmesser. Beide Glocken werden angeführt in Ludorff: „Bau- und Kunstdenkmäler des Landkreises Bochum“. Die größere Glocke hat Kuhschellenform und ist ohne Inschrift. Die kleinere trägt die Inschrift: „goswin christoph von neuhoff undt theodorus a neuhoff kirchrathe ichannes schwefelinghaus pastor theodorus nierhageman rotger weyman und jurgen thieman provisores a.d. MDCLXXXVII“ (1687). Johannes Schwefelinghausen wurde 1679 Pfarrer in Weitmar.  Unter ihm ist also die Glocke gegossen. Die anderen Namen: Niederhagemann, Röttger und Thiemann sind die Namen alter Bauerngeschlechter, von denen Röttger und Niederhagemann heute noch vorhanden sind. Es wird unter den Alteingesessenen erzählt, dass zum Guß dieser Glocke die Gattin des damaligen Patrons, Frau von Berswordt–Wallrabe, eine Schürze voll Silbermünzen geschenkt hätte, die mit in die Legierung gekommen seien. Daher habe die Glocke einen so feinen und zarten Klang. Im 2.Weltkriege wurde sie auch vom Turm genommen, blieb aber in Hamburg erhalten und konnte im Frühjahr 1950 wieder noch Bernsdorf gebracht und an ihren alten Platz gehängt werden. Sie läutete zum ersten Male wieder zur Konfirmation. Über die kirchlichen Verhältnisse früherer Jahrhunderte erfahren wir wieder aus „Richters Geschichte von Kamenz“ von 1792, dass Bernsdorf zu Kamenz gehörte, und so ist es bis zum Anfang des 19.Jahrhunderts geblieben. Der kleine und arme Ort konnte an einen Kirchbau gar nicht denken. 1790 ist Bernsdorf „ein Dorf von 12 Rauchen“ (Wohnhäusern) und erst durch das Eisenwerk steigt seine Zahl auf 45 Häuser und 125 Einwohner. Nach der Reformation wurde 1565 die bisherige Kamenzer Klosterkircheden wendischen Gemeinden, darunter Bernsdorf, zugewiesen. Wenn auch unsere Altvorderen mehr Zeit und Liebe auf kirchliche Angelegenheiten verwandten als unser jetziges Geschlecht, so mag man doch schließlich einmal die Entfernung von Kamenz – alte Angaben nennen 1 ½ Meile – als etwas reichlich empfunden haben, und „sie hielten sich wegen größerer Nähe nach Großgrabe.“ Bernsdorf verrichtete nur Aufgebote, Trauungen und Begräbnisse in Kamenz. Der „Leichenweg“ erinnert noch heute an diese Verhältnisse. Nachdem 1815 die preußische Grenze Bernsdorf vom benachbarten Großgrabe und Kamenz trennte, wurden auch die kirchlichen Verhältnisse so geordnet, dass Bernsdorf in Hohenbocka eingepfarrt wurde. In der dortigen Kircheschuf man durch Aufsetzen des „Bernsdorfer Chors“ Platz. Nach der Gründung des Zollvereins wurde das hiesige Zollamt frei und nun von der Gemeinde 1835 zu Kirchen- und Schulzwecken gekauft. Als sich durch die Industrie die Einwohnerzahl hob, bekam Bernsdorf 1877 Pfarramtsvikare und 1889 ein selbständiges Pfarramt. Aber erst 1905 konnte, wie eingangs gesagt, die jetzige evangelische Kirche gebaut werden. Über den Beginn der Reformation im Kirchenkreise Hoyerswerda fliessen die Quellen. Die Mehrzahl der Gemeinden scheint sich ihr um 1540 zugewendet zu haben. Wir wissen nicht, wann sie in Bernsdorf ihren Einzug hielt. Jedenfalls kam aber 1540 nach Hohenbocka ein Martin Koch als lutherischer Prediger. Er war ein Bürger aus Ruhland und zu Wittenberg am 3. Oktober 1540 ordiniert. Die Reformation ist, in die Oberlausitz nicht im Sturmschritt und mit Windeseile eingedrungen. Eine gründliche wissenschaftliche Darstellung von Pastor Zobel macht deutlich, dass „eine das ganze Land auf einmal wie mit einem Schlage erfassende und dann unaufhaltsam fortschreitende Bewegung nicht zu verzeichnen ist. Zu verschiedenen Zeiten, in verschiedener Art, stets durch die örtlichen Verhältnisse bestimmt, ist die Einführung der Reformation vor sich gegangen. Zuweilen ist der Anstoß von den Gemeinden selbst gegeben worden, vereinzelt haben sie sich auch widersetzt. Dann wieder sich es die Patrone, die städtischen Magistrate, die Grundherrschaften gewesen, die sich zu der neuen Geistesbewegung entweder fördernd oder aufhaltend stellten. Manchmal haben auch die bisherigen Pfarrer von sich aus den Werke Luthers sich erschlossen und ihre Gemeinden dafür gewonnen. Das Beispiel von Görlitz ist dabei von großer Bedeutung gewesen. Von dieser Stadt aus laufen die Fäden der Bewegung auch in die weiter entlegenen Ortschaften. Am wenigstens vielleicht ist die Kunde von der in Görlitz vollzogenen kirchlichen Umänderung nach der Gegend von Hoyerswerda gedrungen. Jedenfalls bedeutet aber die Zeit um 1525 den Anfang der Görlitzer Reformation und auch die Zeit der beginnenden Veränderung in vielen näher oder weiter an Görlitz gelegenen Ortschaften der Oberlausitz. Und schon nach einem Vierteljahrhundert, etwa um die Mitte des 16.Jahrhunderts, scheint die Bewegung in der Hauptsache abgeschlossen. Vielfach ähnlich wie in Görlitz, ebenfalls ohne großen Rumor und harte Kämpfe, hat sie sich durchgesetzt. Von Wittenberg aus sind viele evangelische Pfarrer, geprüft und ins Amt eingewiesen von den geistigen Führern der Evangelischen, in die Gemeinden gekommen. Das Licht des Evangeliums war nicht vergeblich auf den Leuchter gestellt worden. Seitdem sind 425 Jahre vergangen. Möge es über den Gemeinden der Oberlausitz weiter leuchten, recht klar und recht warm, und möge es die Glieder der evangelischen Gemeinden immer tiefer und kräftiger erleuchten. Wer weiß, was die Zukunft auf religiös- kirchlichem Gebiet bringen wird! Vielleicht müssen die Evangelischen der Oberlausitz, was ihnen bisher im Lauf der Geschichte erspart geblieben ist, durch harte Kämpfe für ihren Glaubensstand hindurchgehen. Möge es denn im Blick auf die über vierhundertjährige Geschichte gelten: „Ich schäme mich das Evangelii von Christo nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, die daran glauben.“